Wilhelmsburger Schüler erfinden ihren Stadtteil neu

nominiert für den Förderpreis Verein(t) für gute Schule 2015

Beim freiwilligen Kurs „Wilhelmsburger ErfinderInnen“ haben SchülerInnen der Katholischen Bonifatiusschule in Hamburg Wilhelmsburg die Möglichkeit, mit der interdisziplinären Methode „Design Thinking“ für die von ihnen selbst entdeckten Probleme ihres Stadtteils kreative und innovative Lösungen zu finden.

Ein wichtiger Teil des Kurses war die Kursfahrt „Wilhelmsburger Erfinderinnen treffen das innovative Berlin“ inklusive eines zweitägigen Intensivworkshops in Berlin mit den Design Thinking Profis von „Kottibuch“ und dem Besuch von Projekten in Berlin, welche gesellschaftliche (soziale- wie auch ökologische) Probleme in der Stadt auf innovative und kreative Weise lösen. Nach der Ideenentwicklung und der Testung der Prototypen wird im 2. Schritt im Rahmen eines Projektmanagementkurses (Wahlpflichtkurs) eine der Ideen in die Realität umgesetzt. Die SchülerInnen sind momentan in der 7. und 8. Klasse.

Begegnungen mit anderen Werten, Stärkung des Selbstbewusstseins und der Selbstwirksamkeit sowie das Wecken des Sinns für demokratische und kreative Verfahren sind die Ziele des Projekts. Auch die Schulung von Teamgeist und Konflikt- sowie Kommunikationsfähigkeit, und Belebung und Vertiefung von fachlichen Inhalten durch praktische Erfahrungen sind zentrale Elemente. Das Aufdecken von vorher unentdeckten Stärken und Potentialen der SchülerInnen, die Förderung des gesellschaftlichen Engagements und des Willens Gesellschaft aktiv zu verändern sind fundamentale Aspekte, die wir mit den SchülerInnen erarbeiten wollen.

Das Projekt erfolgte in Form eines wöchentlich stattfindenden und freiwilligen Kurses. Wobei die interdisziplinäre Methode Methode „Design Thinking“ angewandt wurde, die eine innovative Lösung von Problemen favorisiert, welche vor allem in der Kreativitätsbranche, in der freien Wirtschaft und in der Sozialunternehmerszene eingesetzt wird. Die Methode Design Thinking wurde für die SchülerInnen runtergebrochen und vereinfacht. Teilweise wurden auch methodische Ansätze der weltweit agierenden Organisation „Design for change“ verwendet. Die SchülerInnen hatten einen sehr großen Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum. Insbesondere wurden didaktische Ansätze problem based learning, entdeckendes Lernen und Service Learning angewandt.

Im Rahmen eines wöchentlich stattfindenden Kurses (zwei Schulstunden pro Woche) direkt an der katholischen Bonifatiusschule haben SchülerInnen das Projekt freiwillig durchgeführt. Darüber hinaus hat eine dreitägige Kursfahrt nach Berlin stattgefunden, wo u.a. ebenfalls ein Teil des Design Thinking Prozesses (die Ideenfindung und der Bau von Prototypen) stattgefunden hat. Im nächsten Schuljahr wird der Kurs in Form eines offiziellen Wahlpflichtkurses weitergeführt. Es wird zudem einen zusätzlichen „Anfängerkurs“ mit einer neuen Gruppe von SchülerInnen geben. Zu den einzelnen Kursstunden ist zu sagen, dass meist zunächst ein theoretischer Input zu Themen wie Interviewführung, Storytelling, Visualisierung von Ideen etc. stattgefunden hat bevor die SchülerInnen selber aktiv wurden und beispielsweise in Kleingruppen in den Stadtteil für ihre Recherchearbeit gegangen sind.

Während des Projektes wird mit verschiedenen außerschulischen Akteuren kooperiert, wie z.B. der Flüchtlingsinitiative „Die Insel hilft“, das Projekt Kottibuch, Teach First, Sozialhelden e.V. und vielen vielen weiteren zivilgesellschaftlichen und staatlichen Akteuren.

Die SchülerInnen haben in dem Projekt eine eigenständige Rolle. Ihnen wird lediglich ein Rahmen gegeben (die Methodik Design Thinking sowie Hilfestellungen), den sie selbst ausfüllen können. Die SchülerInnen haben eigenständig Herausforderungen im Stadtteil ausgemacht, eine Problemstellung ausgewählt, in Teams eigene Ideen entwickelt und selber ihre Hauptidee ausgesucht, selbstständig nach ihren Vorstellungen die Prototypen hergestellt und getestet. Den SchülerInnen ist bewusst, dass sie selber dafür verantwortlich sind, wie gut ihre Ideen und später auch die Umsetzung der Ideen wird. Sie können sehr viel mitentschieden und werden aufgefordert, Verbesserungsvorschläge für den Kurs zu geben.

Der Schulförderverein hat insbesondere eine tragende Rolle übernommen, als dass er das Projekt ideell sowie auch materiell unterstützt hat und es auch immer noch tut. Wesentliche Aufgaben waren die Verwaltung der Finanzen für das Projekt, die Spendenkommunikation und die Übernahme der Projektträgerschaft. Dazu kam die Beratung der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder.

Der Förderverein, zu dem aktive Mitglieder aus den Bereichen des Kollegiums wie auch aus der Elternschaft gehören, wurde 2008 gegründet. Gemäß seiner Satzung fördert er Bildung und Erziehung sowie das kirchliche Leben an der Bonifatiusschule ideell und materiell, um die Zukunftschancen der SchülerInnen zu verbessern. Inzwischen hat er auch die Aufgabe des Schulvereins übernommen. Der Verein gibt zum Beispiel Zuschüsse zu Klassenreisen sowie zum schulischen Schwimmunterricht und unterstützt die Schule bei der Anschaffung von Lernmitteln und Geräten (z.B. für die Aktive Pause). Auch Sonderprojekte, wie das Musical „Noah’s coole Arche“, das die Boni 2013 auf der Hauptbühne der Internationalen Gartenschau aufgeführt hat, wurde durch den Verein gefördert. Momentan werden in besonderer Weise die Wilhelmsburger ErfinderInnen unterstützt.

Die Katholische Bonifatiusschule ist eine Grund- und Stadtteilschule mit Vorschulklassen und einer eigenen Kindertageseinrichtung, der Kita „St. Bonifatius“. Die SchülerInnen unserer Schule werden in zwei Vorschulklassen, 13 Grundschulklassen, 4 Klassen der Jahrgangsstufen 5/6 sowie 8 Klassen der Jahrgänge 7-10 unterrichtlich betreut. Seit über 100 Jahren ist die „Boni“ – wie sie liebevoll im Volksmund genannt wird – eine feste Institution im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg, der in der Vergangenheit sehr unter dem Negativimage des sozialen Brennpunktes leiden musste und in dem heute eine von Optimismus geprägte Aufbruchstimmung vorherrscht. Mit rund 700 SchülerInnen, die aus 30 verschiedenen Herkunftsnationen stammen, ist sie eine der größten Wilhelmsburger Schulen. Fördern und Fordern, ein positiver Leistungsgedanke und das selbstverantwortete Lernen der Schülerinnen sind die pädagogischen Leitgedanken der Bonifatiusschule. Ein klar definiertes Schulprogramm mit den zentralen Inhalten Lesekompetenz, Soziale Kompetenz und Berufsorientierung kennzeichnen das pädagogische Handeln.

Die Schule: www.bonifatiusschule.de

Der Förderverein: www.bonifatiusschule.de/der-verein

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