Jugendliche in der Mensa

Unbegleitete Minderjährige zum Abitur führen

Eine neue Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung

Am 19. Oktober 2015 begann die Schule Steinmühle Marburg mit dem Betrieb der neu gegründeten Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung und der Beschulung von 15 unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten aus Afghanistan, Syrien und Eritrea. Ziel ist es, die Jugendlichen  in nur neun Monaten vollkommen in den normalen Schulbetrieb zu integrieren, und sie auf lange Sicht erfolgreich zum Abitur zu führen. Die neuen Schüler*innen sollen somit die Möglichkeit erhalten, ihr volles Potenzial zu entfalten und Aufgaben und Berufen nachzugehen, die ihren Fähigkeiten entsprechen.

Die Schule Steinmühle Marburg richtete für die minderjährigen Geflüchteten 15 Internatsplätze ein und nahm einen immensen Aufwand auf sich, um die neuen Schüler bilden, betreuen und integrieren zu können. Die neu gegründete Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung musste mit Mitarbeitern besetzt, ein gesamtes Wohnhaus des Internats neu renoviert und ausgestattet und eine neue Klasse eingerichtet werden. Auf Grund bundesweit fehlender Erfahrung in der gymnasialen Beschulung von Flüchtlingen, musste außerdem ein neues Konzept erarbeitet werden. Die Schule konzentriert sich dabei auf eine differenzierte und individuelle Bildung.

Die 15 Schüler im alter von zwölf bis 17 Jahren leben mit Betreuern in der Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung auf dem Schulgelände und besuchen die neu gegründete Klasse 9 international. In dieser Klasse werden den Schülern in bis zu 36 Wochenstunden notwendige Deutschkenntnisse vermittelt, sodass sie stückweise in den Regelschulbetrieb integriert werden können. Jedem Schüler der 9i Klasse wird mit einem etwa gleich alten „Buddy“ außerdem ein zuverlässiger Ansprechpartner an die Seite gestellt. Wenn die Schüler nach den angestrebten neun Monaten in die regulären Klassen eingliedert werden, können die Plätze in der Klasse 9 international neu besetzt werden.

Die internationale Klasse zeigt sich als Bereicherung für die gesamte Schule. Durch die ständige Interaktion zwischen Deutschen und Geflüchteten wurde gegenseitiges Verständnis geschaffen, während Vorurteile abgebaut werden konnten. Die Geflüchteten beteiligen sich aktiv am Schulleben, gestalten ihre Freizeit zusammen mit anderen Schülern und haben ihre ersten Sprachdiplome bereits erfolgreich erworben.

Lokale Kooperationen helfen zum Erfolg

Im Rahmen des Projekts wird eng mit Ärzten, Zahnärzten und Therapeuten zusammengearbeitet, doch auch viele Sportvereine waren wichtige Kooperatoren. In dem Verein „Sportfreunde Blau-Gelb Marburg“ spielen vier Schüler in verschiedenen Alters- und Lerngruppen Fußball, durch „Sport an der Blindenschule Marburg“ konnten die Geflüchteten beim Inklusionsrudern Kontakte zu Sehbehinderten knüpfen. Der Schulförderverein unterstützte das Projekt durch wichtige Anschaffungen, beispielsweise in Form von Möbeln, durch konzeptionelle Arbeit und durch die Finanzierung von Events und Freizeitaktivitäten für Geflüchtete, Buddys und Schüler. Des weiteren war er bei der Vermittlung von Kontakten zu Optikern, Ärzten und Therapeuten eine große Hilfe.

Schule und Förderverein

Der Förderverein unterstützt das Gymnasium seit über 30 Jahren und trägt zur Erweiterung der Möglichkeiten der Schule bei. Er ermöglicht Anschaffungen wie Sportgeräte und unterstützt schulische Projekte, beispielsweise die Ausstattung eines weiteren Naturwissenschaftlichen Raumes. Außerdem hilft er finanziell schwächeren Familien und fördert mit dem Sozialpreis der Abiturienten soziales Engagement.

Das Landschulheim Steinmühle Marburg liegt in Hessen und wird von 600 Schülern besucht, etwa 60 von ihnen besuchen das Internat. Die Schule bietet in den Klassen sieben bis elf bilingualen Unterricht an und ist Trägerin des Gütesiegels Hochbegabung.

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