Inklusion ist eine Frage der Haltung

Wie es ist Mutter zu sein, hat sich Julia Latscha ganz anders vorgestellt. Aufgrund eines Sauerstoffmangels unter der Geburt kam ihre Tochter Lotte vor vierzehn Jahren mit einer schweren Mehrfachbehinderung zu Welt.
Normal. Normalität. Was ist das überhaupt? In ihrem Buch „Lauthalsleben“ beschreibt die Berliner Autorin und Vorständin der Stiftung Bildung mal tief traurig und dann auch wieder sehr komisch den prallvollen Alltag mit ihrer Tochter. Dabei geht es nicht nur um kräftezehrende Nächte voller Gebrüll, dem täglichen Hadern und zähe Auseinandersetzungen mit Ämtern, das Buch handelt auch von den einzigartigen und wunderschönen Momenten ihres gemeinsamen Lebens. Etwa wenn die Familie trotz Rollstuhl eine Reise durch die Mongolei macht. Wenn Lotte tanzt und fröhlich ist und das Leben lauthals genießt. Oder ein spezieller Computer es endlich ermöglichen könnte, anders mit Lotte zu kommunizieren.

„Vieles in unserer Gesellschaft muss noch erträumt und dann Realität werden. Zum Beispiel, dass das Besondere irgendwann besonders normal ist“, schreibt Julia Latscha am Ende ihres Buches. Lotte besucht seit 2008 eine Förderschule. Im Jahr 2009 trat die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft. Seitdem hat jedes Kind mit Behinderung das Recht, gleichberechtigt eine Regelschule zu besuchen. Die dafür notwendige Unterstützung muss gewährt werden.
„Inklusion ist hierzulande häufig nur möglich, wenn Einzelne außergewöhnliche Anstrengungen auf sich nehmen. Gemeinsame Verantwortung sollte die Parole für ein aktives Umdenken und Umgestalten der Gesellschaft sein“, sagt Julia Latscha.

Text: Benita Schauer, Ehrenamtliche bei der Stiftung Bildung

Das Buch von Julia Latscha, „Lauthals leben. Von Lotte, dem Anderssein und meiner Suche nach einer gemeinsamen Welt“, ist bei Knaur erschienen und in allen Buchhandlungen erhältlich. (ISBN 978-3-426-21413-8)

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