Ethisch und nachhaltig wirtschaften: Entrepreneurship Education

Ethisch und nachhaltig wirtschaften: Entrepreneurship Education

Eine Initiative der Karl Schlecht Stiftung und der Stiftung Bildung unterstützt von der Joachim Herz Stiftung

„Wie will ich leben? Ist Wirtschaft und sind Unternehmen eigentlich gerecht? Was kann ich für eine faire Gesellschaft tun? Mehr denn je möchten junge Menschen Wege finden, um Zukunft positiv mitzugestalten. „Entrepreneurship Education“ verbindet diesen Wunsch mit dem Know-How von zukunftsfähigem, wirtschaftlichen Handeln.

Logo der Karl Schlecht Stiftung - Partner der Stiftung BildungKreativität entfalten, Beteiligung leben, Selbstwirksamkeit erfahren und Verantwortungsbewusstsein entwickeln: All das können Projekte im Feld „Entrepreneurship Education“ anstoßen und wachsen lassen – und damit zu einer umfassenden „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ an Schulen beitragen. An Projektideen an Schulen mangelt es nicht. Um die Dinge aber „ins Rollen zu bringen“, fehlt oft ganz einfach eine niedrigschwellige Anschubfinanzierung. Deshalb hat die Stiftung Bildung gemeinsam mit der Karl Schlecht Stiftung und der Joachim Herz Stiftung einen Förderfonds aufgelegt, in dem zwischen 2017 und 2019 35 solcher Projekte bundesweit gLogo der Joachim Herz Stiftung - Partner der Stiftung Bildungefördert werden konnten.
Ob in Schüler*innenfirmen, Kooperativen, AGs, Planspielen, Repair-Cafés, Maker-Garagen oder Nimm-und-Gib-Läden – die beteiligten Jugendlichen und ihre Schulen haben in den geförderten Projekten neue Perspektiven auf nachhaltiges Handeln entwickelt und umgesetzt. Nachahmen ist erwünscht!

Einige der Projekte stellen wir hier vor:

Eine Komposttoilette für die Lumpenmühle

Freie Waldorfschule Rottweil

KomposttoiletteDie Freie Waldorfschule in Rottweil betreibt seit 2017 das „Wasserkraftwerk Lumpenmühle“ (gefördert von der Stiftung Bildung). Es versorgt nicht nur die Schule mit nachhaltig produziertem Strom. Mit Wehr, Strömungskanal, Turbinenhaus, Fischtreppe, Flussbett und Bienenstöcken dient es auch Schüler*innen und Lehrer*innen der umliegenden Schulen als „Klassenzimmer im Freien“.
Im Mai 2019 hat das Ensemble noch einen weiteren Nutzbau der besonderen Art dazubekommen. Schüler*innen der 10. Klassen haben gemeinsam mit Eltern und Lehrer*innen, Werklehrer und Gartenbaulehrer eine Komposttoilette errichtet, die von den Schüler*innen betreut wird. Das „Material“ für den hier entstehenden Dünger und Kompost liefern die Besucher des Wasserkraftwerks – Schulklassen, Kindergärten, Lokalpolitiker etc. Der Erlös aus dem Verkauf fließt in das Gesamtprojekt und dessen Weiterentwicklung ein.

 

Nitrotoxy

Dietrich-Bonhoeffer-Schule, Lich

Nitrotoxy AGDas Nitrotoxy-Team der Dietrich-Bonhoeffer-Schule hat herausgefunden, wie aus Blaualgen regenerative Energie gewonnen werden kann. Die Schüler*innenfirma – hervorgegangen aus einem Wahlpflichtkurs der 9. und 10. Klassen – produziert mit Hilfe von Gülle und Bakterienkulturen Erdgas und Ethanol. Damit werden Stirling-Motoren betrieben, die Aggregate antreiben oder regenerativen Strom erzeugen. Auch Interessenten für den Einsatz solcher Anlagen haben sich bereits gefunden – bis hin zu einer Kaffeerösterei in den kolumbianischen Anden. Ein Schüler absolvierte sein Schülerpraktikum in der Firma. Die mittlerweile 14 Schüler*innen im Nitrotoxy-Team gewannen im Februar 2019 den „MINT-Sonderpreis“ im Rahmen des Junior-Projekts des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln in Kooperation mit dem hessischen Kultusministerium. Sie wurden zu verschiedenen Konferenzen und Messen bundesweit eingeladen und hatten Auftritte in mehreren regionalen Medien und im Morgenmagazin des ZDF.

Website mit Informationen zum Projekt

 

Wendezeitepoche

Windrather Talschule, Velbert

Ag WendezeitepocheIm Projekt „Wendezeitepoche“ haben die Schüler*innen verschiedene Menschen und Initiativen in ihrer Region kennengelernt, die nachhaltige Alternativen zu herkömmlichem Wirtschaften leben. In Experimenten und Erkundungen auf dem Schulgelände zu nachhaltigen Kreisläufen ging die Projektgruppe dem Konzept der Permakultur auf die Spur. Die Schüler*innen lernten auf einem Hof das Prinzip der Solidarischen Landwirtschaft kennen und packten gleich mit an. Sie trafen im Hambacher Forst auf kontroverse Haltungen zum Umgang mit unserer Umwelt. In einem Planspiel zur Gemeinwohlökonomie erprobten sie darüber hinaus bestehende und alternative Mechanismen der Marktlogik. Die Projekttage haben die Schüler*innen nachhaltig geprägt, kritisches Verantwortungsbewusstsein für faires Wirtschaften gestärkt und nicht zuletzt auch Impulse für das Nachdenken über die eigene berufliche Zukunft gesetzt.

 

Café de las Culturas

Integrierte Gesamtschule, Morbach

Das Team des CafesAn der Integrierten Gesamtschule Morbach lernen rund 800 Kinder und Jugendliche aus 16 verschiedenen Nationen. Sie haben sehr diverse soziale, kognitive und körperliche Voraussetzungen. Hier leistet das „Café de las Culturas“ als Begegnungs- und alternativer Lernort nicht nur wirksame Intergrationsarbeit. Hier bekommen die jugendlichen Betreiber*innen auch erste Erfahrungen im eigenverantwortlichen wirtschaftlichen Handeln vermittelt.
Seit Herbst 2018 arbeiten 16 Schüler*innen an der Verwirklichung des Projekts. Einige Aktionen konnten bereits gestartet werden, zum Beispiel die Erstbelehrung zum Infektionsschutzgesetz und die Teilnahme an einer Schülerfirmenmesse im Saarland. Die ersten kleineren Verkaufsaktionen der „Jahrgangsmarmelade“ in der Schule fanden bei den „potentiellen Kund*innen“ sehr guten Anklang und Absatz. Die vielen Hürden auf dem Weg zum Umbau der künftigen Caféräume sind inzwischen fast alle genommen: Geplant ist die Eröffnung für Herbst 2020.“

 

MedienScouts Repair&Care

Gemeinschaftsschule Neumünster Brachenfeld e.V.

Ein Handy wird repariertDigitale Bildung und Medienkompetenz werden an der Gemeinschaftsschule in Neumünster groß geschrieben. Im Projekt „MedienScouts“ hat das Lernen mit und an digitalen Medien System. Aus dem Projekt gründete sich im Mai 2018 eine Schüler*innenfirma mit TechnikScouts. Sie machen ausrangierte und defekte Endgeräte wie Laptops, PCs und Handys wieder funktionstüchtig und geben sie günstig an Mitschüler*innen ab. Gemeinnützigkeit und soziales Miteinanders in einer Schüler*innenschaft werden damit ebenso gefördert wie der Gedanke der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit. Die Förderung machte eine professionelle Ausstattung und verschiedene Weiterbildungen zu Hardware und Reparatur und zum richtigen Planen und Verwalten einer eigenen Firma möglich. Mittlerweile sucht die Projektgruppe nach potentiellen Geräte-Spender*innen, da die Nachfrage nach den recycelten Geräten ständig steigt.

„Volle Kraft voraus! Im Bundesschülerfirmen-Contest hat die Repair&Care-Crew im Herbst 2019 nicht nur den 2. Platz errungen, zusätzlich bekamen sie auch den Sonderpreis „Digitalisierung“ für ihre Geschäftsidee überreicht. Das Projekt war außerdem nominiert für den Förderpreis 2019 der Stiftung Bildung „Wie l(i)eben Zukunft“.“

Website des Projekts

 

Der neue Holzbackofen

Andreae Gymnasium, Herrenberg

Fundament für den HolzbackofenAn der Schule planen und errichten Schüler*innen einen Holzbackofen unter Anleitung. Ab Februar 2020 wird der fertiggestellte Ofen eine aktive Rolle im Schulleben spielen und nachhaltiges Unternehmertum auf vielen Ebenen anstoßen. So wird zum Beispiel eine AG für Schul- und Klassenfeste einkaufen, kalkulieren, backen und verkaufen und so ganz praktisch regionales Handwerk mit wirtschaftlichem Handeln verknüpfen. Einheiten zum Thema Nachhaltigkeit und Regionalität sollen auch in den Unterricht einfließen und „hands-on“ umgesetzt werden – gemeinsames Teigkneten, Backen und Essen fördert das soziale Miteinander. Über die Themen Esskultur und Vielfalt am Tisch sind auch Aktionen im Rahmen der Initiative „Schule mit Courage – Schule ohne Rassismus“ angedacht.“

 

Volle Lotte! Schulschmiede

Lotte Lemke Schule (Förderschule), Braunschweig

Eine Schmiede in der SchuleEin engagierter Lehrer schmiedete an der Förderschule mit Schwerpunkt Emotionale und Soziale Entwicklung (ESE) mit Schüler*innen in einer Garage. Nun soll die „Schulschmiede“ Fahrt aufnehmen: eine alte Wäscherei wird ausgebaut und ausgestattet, damit die Schmiede fester Bestandteil des Schullebens werden und damit auch Erziehungs-, Bildungs- und Jugendhilfemaßnahmen der Region unterstützen kann. Die Jugendlichen sind begeistert dabei und können ihre handwerklichen, beruflichen und wirtschaftlichen Fähigkeiten durch den Aufbau der Schüler*innenfirma erproben. Mit Hilfe eines „Schmiedemobils“ geben die Förderschüler*innen außerdem ihre Handwerkskunst demnächst auch an benachbarte „Regelschulen“ weiter und erfahren dabei: Wir können was!“

 

The Green Club

Gymnasium an der Wolfskuhle, Essen

Seit Feb. 2019 arbeiten 22 Schüler*innen als Schüler*innenfirma „The Green Club“ an der nachhaltigen Gestaltung des Gymnasiums. Die Initialzündung gab der Besuch einer Veranstaltung von StartGreen@School in Wuppertal. Bisherige Projekte der Schüler*innenfirma sind ein Fair-Trade-Kiosk Verkauf, ein Trinkwasserspender und Bau von Mülltrennern für die Klassen. Nun wird eine eigene PV-/Solaranlage angeschafft und betrieben, die erneuerbare Energie nutzt und den Schüler*innen nachvollziehbar zugänglich macht, inklusive Daten zu erfassen. Die Projektgruppe „PV jetzt! Solarenergie für unsere Schule“ aus der nachhaltigen Schülerfirma entwickelt zusammen einem lokalen Solaranlagenbauer eine eigene Lösung vor Ort. Die engagierten Jugendlichen und ihr Lehrer sind auf Erfolgstour: Der „Green Club“ war Siegerprojekt beim StartGreen@School Award 2019.

Lesen Sie hier den Projektbericht der Schule

 

Qi Tech

Gymnasium zu St. Katharinen, Oppenheim

Qi TechEs begann ganz klein: Zwei Schüler der 10. Klasse begannen im Rahmen eines Projekts zur Wiederverwendung von Plastikmüll zu forschen. Sie führten an der Schule Sortierungssysteme für Plastikmüll ein und experimentierten mit dem sortierten, geschredderten, geschmolzenen und neu „gedruckten“ Plastikmüll, der zu stylischen Schuluhren und personalisierten Handyhüllen wurde. Zu Beginn wurden alle Investitionen von Taschengeldern getätigt, mit Hilfe der Stiftung Bildung konnte eine Schüler*innenfirma gegründet und mehr investiert werden für professionelle Geräte wie Extruder und 3d-Drucker.

Milan und Paul haben im Sommer 2019 den ersten Preis des Wettbewerbs „Jugend gründet“ bekommen. Der nächste Schritt war klar: Ein Unternehmen gründen und damit das Produkt endlich offiziell an den Start bringen. Seit Januar 2020 ist Qi-Tech ein eingetragenes Unternehmen – nun steht die Markteinführung an. Wichtig ist für die beiden auch, ihre Erfolge und Misserfolge mit anderen zu teilen und andere zu inspirieren, Plastikmüll zu recyceln. Dazu bieten sie Workshops für Schulklassen ans ganz Rheinland-Pfalz an.

Lesen Sie hier unseren Bericht zu diesem Projekt

Projekt-Website Qi Tech

 

Noch mehr Projekte

Einige weitere Projekte konnten im Rahmen des Fonds Entrepreneurship Education realisiert werden. So lernen die Schüler*innen der Stadtteilschule Oldenfelde im Ganztagskurs „Fahrradwerkstatt“ nicht nur ihre eigenen Fahrräder zu reparieren. Sie nehmen auch Reparaturaufträge von den umliegenden Schulen und den Lehrkräften an. Aus Kerzenwachsresten, Eierkartons und Sägespänen fertigen die Schüler*innen der Weiherbachschule Zoznegg Grillanzünder. Deren Verkauf auf Märkten ist inzwischen fester Bestandteil der Schulfinanzierung geworden.

Das Projekt „Urban Gardening“ der Realschule am Heidelberger Privatschulcentrum soll einen städtischen Garten an die mitten in der Stadt liegende Schule holen. Der Verkauf der geernteten Produkte ermöglicht dann die Erschließung weiterer Gartenflächen. Im Kräutergarten des Konrad Wachsmann Oberstufenzentrums Frankfurt/Oder ziehen Schüler*innen die Kräuter für eine Quarkzubereitung, für Öle und Salze. Der Verkauf an umliegende soziale Einrichtungen finanziert weitere Gartenflächen.

Ziel des geplanten InnovationSpace an der Ludwig-Geißler-Schule Hanau ist ein von den Schüler*innen selbst verwalteter und betriebener Ort. Dort werden Materialien und Werkzeuge vorgehalten und die Mitschüler*innen bei der Umsetzung ihrer Projekte unterstützt. Mit dem Programm „SchoolGoesBusiness“ hat die Freie Waldorfschule Gutenhalde, Filderstadt ein Format gefunden, das Jugendlichen Inspiration, Spaß und „Reality-Check“ bietet. Sie können frühzeitig ein Gespür für eigene Vorlieben  bekomm und motiviert die eigene Berufsbiografie angehen.

Selbstorganisiert und eigenständig ist die AG Fotografie und Mediengestaltung an der Realschule Dornum. Gut ein Dutzend Schüler*innen dokumentieren das Schulleben medial, begleiten Projekttage und Events auch außerhalb der Schule mit der Kamera und platzieren Berichte in lokalen Medien.

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