Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) als Weg aus der Krise

Eine Resolution der Nationalen Plattform BNE

Eine Stellungnahme der Nationalen Plattform Bildung für nachhaltige Entwicklung zu Corona. Eingebracht und erarbeitet durch das youpaN, welches durch unser Stiftung Bildungs-Jugendbeteiligungsbüro youboX begleitet wird.

Diese Stellungnahme zum Download (PDF-Datei)

Hintergrund

Die Coronapandemie hat in Deutschland bestehende Herausforderungen in Bezug auf das Bildungssystem verschärft: Seine Anpassungsfähigkeit in Krisensituationen, die Umsetzung der Digitalisierung in Bildungsinstitutionen, die Chancengerechtigkeit in Teilhabe sowie unzureichende Weiterbildungsoptionen für Lernende wie auch Lehrende. Es drängen sich folgende Fragen auf: Wie verstehen wir Bildung im 21. Jahrhundert? Wie gewährleisten wir Chancengleichheit in unserem Bildungssystem? Welche Werte wollen wir vermitteln? Wie muss ein resilientes, also gegen Konflikte und Herausforderungen widerstandfähigeres Bildungssystem aussehen, um zukünftige Krisen zu verhindern oder einen besseren Umgang mit ihnen zu finden?

Bildung für nachhaltige Entwicklung als ein Lösungsweg

Antworten auf diese Fragen gilt es gemeinsam und mit allen beteiligten Akteur*innengruppen zu finden. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) bietet ein lösungsorientiertes Bildungskonzept für die Entstehung einer resilienten und partizipativen Bildung. Sie befähigt Menschen zum nachhaltigen Gestalten ihrer Lebenswelt und lässt sie Selbstwirksamkeit erfahren. Sie fördert Partizipation, Solidarität sowie zukunftsgerichtetes Denken und Handeln – die Schlüsselkompetenzen zur Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft. Ihre weltweite Verankerung wird in den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (SDGs) gefordert (SDG 4.7). Wir, die Mitglieder der Nationalen Plattform BNE, haben 2017 den Nationalen Aktionsplan BNE (NAP BNE) verabschiedet, um BNE bis 2030 strukturell in allen Bildungsbereichen zu verankern. Mit seinen 130 Zielen und 349 Handlungsempfehlungen zeigt er auf, wie Bildung zukunftsfähig gestaltet werden kann, und welche Akteur*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft es zu beteiligen gilt.

Während die weltweite Bekämpfung der Pandemie noch andauert, verschärfen sich auch andere Krisen, allen voran die Klimakrise, welche noch viel größere Herausforderungen mit sich bringen werden. Was für die derzeitige Krisensituation nun nicht mehr nachzuholen ist, muss mit hoher Dringlichkeit hier und heute umgesetzt werden. Eine flächendeckende gesellschaftliche und politische Umsetzung von Bildung für nachhaltige Entwicklung kann dabei die Folgen von Krisen deutlich abmildern oder verhindern.

Empfehlungen

Wir, die Mitglieder der Nationalen Plattform BNE, werden unser Engagement zur Schaffung tatsächlicher Bildungsgerechtigkeit und eines zukunftsfähigen Bildungssystems in Zukunft weiter verstärken. Für solche strukturellen Änderungen bedarf es starker Partnerschaften in Bildung, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, weshalb die untenstehenden Empfehlungen sich an Akteur*innen auf allen Ebenen richtet, insbesondere an die Bundesregierung, die Landesregierungen, den Bundestag und die Landtage sowie alle kommunalen und zivilgesellschaftlichen Bildungsakteur*innen:

1. Tatsächliche Bildungsgerechtigkeit

Menschen in Deutschland haben unterschiedliche Bildungs- und Teilhabechancen; dies hat sich in der Corona-Krise noch verschärft. Dies zeigt sich etwa im ungleichen Zugang zu digitalen Medien und Geräten wie Laptops oder Tablets, sowie in fehlenden Kompetenzen im Umgang mit digitalen Tools, und an durch Existenzängste und beengte Lernräume erschwerten Lernbedingungen. Eine faire Bildung geht auf verschiedene Lebensrealitäten ein und ermöglicht allen Menschen eine chancengerechte Zukunft. Um niemanden zurückzulassen, muss Bildungsgerechtigkeit in das Zentrum der Bildungspolitik auf Landes- und Bundesebene gestellt werden.

BNE ist dabei kein lineares Bildungsangebot, sondern baut bei allen Beteiligten Gestaltungskompetenzen auf. So können gemeinsam neue Wege bestritten werden, auf denen individuelle und strukturelle Diskriminierung als Katalysatoren für Bildungsungerechtigkeit keinen Platz haben. Sei es aufgrund der Herkunft, Lebensrealität, körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen, rassistischen Zuschreibungen, Religion oder Glaube, Geschlecht, sexueller Identität oder jeglicher anderen Ursache. Die Coronapandemie muss als zwingender Anlass für Veränderung genommen werden, um Bildung gerecht zu gestalten und Resilienz zu schaffen.

2. Ein zukunftsfähiges Bildungssystem

Durch die derzeitige Krise wurde von vielen Engagierten in unterschiedlichen Bildungsräumen mit neuen Kompetenzen, Methoden und Erfahrungen eine Grundlage für ein zukunftsfähiges Bildungssystem geschaffen, die vielerorts bereits jetzt genutzt wird und in Zukunft weiter ausgebaut werden sollte. Wie zum Beispiel die vielerorts angebotenen digitalen Nachhilfemöglichkeiten von Studierenden für Schüler*innen.

Eine zukunftsgerichtete BNE-Verankerung kommt daher nicht ohne eine damit einhergehende Digitalisierungsoffensive aus, die Schutz in Bezug auf Datensicherheit, Arbeitsbedingungen sowie Belastungen im Homeoffice für Bildungsakteur*innen gewährleistet. Im Zuge dessen gilt es, diese im Umgang mit online Bildungsformaten verstärkt zu schulen, Medienkompetenz zu gewährleisten und Bildungseinrichtungen konsequenter auszustatten.

Ebenso müssen insbesondere Träger*innen außerschulischer Bildungseinrichtungen wie Verbände und Vereine, welche aufgrund ihres partizipativen Charakters und ihrer Bedeutung für die Demokratieförderung eine wichtige Säule der Bildungslandschaft darstellen, mehr in den Fokus politischer Unterstützung rücken. Dies umfasst sowohl finanzielle Zuwendungen zur Überbrückung der ausgelösten Problematiken, als auch die Implementierung von langfristigen staatlichen Förderprogrammen, welche niedrigschwellig in Anspruch genommen werden können.

Bildung muss im Sinne des Whole Institution Approach (WIA), also als ganzheitlicher Ansatz, die sozialen, ökologischen und ökonomischen Dimensionen von Nachhaltigkeit vermitteln und analogen sowie digitalen Austausch ermöglichen. Dazu braucht es eine gerechte, abwechslungsreiche und zielgruppenorientierte Bildung.

Schlussbemerkung

Gesellschaftliche Zukunft entsteht nicht nur im hippen Startup-Büro oder bei der Entwicklung von neuen Verbrennungsmotoren. Sie passiert auch im Kita-Stuhlkreis, in den Klassenräumen, den Ausbildungsbetrieben, Vorlesungssälen, Bürger*innentreffs, in der Verbands- oder Vereinssitzung. Wir fordern, dass aus der Krise ernsthafte Konsequenzen gezogen werden und wir Antworten auf überfällige Fragen finden. BNE als Bildungskonzept ist dabei kein beiläufiges Stilmittel, sondern leitet uns an, gemeinsam Lösungen zu entwickeln.

Ansprechpartner*innen

Porträtfoto von Carolin Peters - Ansprechpartnerin für Jugendbeteiligung BNE

Carolin Peters
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Über unser Jugendbeteiligungs-Projekt

youpaN ist das Jugendforum, in dem sich junge Menschen an der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) beteiligen.

Das Jugendbeteiligungsprojekt youpaN wird umgesetzt vom Team für Jugendbeteiligung der Stiftung Bildung und mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01JO2201 gefördert.

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