Handlungsorientierung in der Beruflichen Bildung – Potenziale für BNE

Positionspapier

1. Präambel

a. Ziel des Papiers

Mit diesem Positionspapier werden Potenziale und Besonderheiten handlungsorientierter Didaktik der Beruflichen Bildung im Kontext der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) skizziert und Querver-bindungen zu anderen Bildungsbereichen gezogen.

Dadurch sollen Diskussionen angeregt und Impulse für einen bildungsbereichsübergreifenden Diskurs über die Gestaltung von handlungsorientierten Lehr-/Lernprozessen gegeben werden. Vor dem Hintergrund der Herausforderungen und der Notwendigkeit in der BNE, den entscheidenden Schritt „vom Wissen zum Handeln“ zu gehen, sehen wir in einem handlungsorientierten Lernen in der und für die Praxis großes Potenzial.

b. Hintergrund und Spezifika der Beruflichen Bildung

Berufsarbeit und Berufliche Bildung tragen eine besondere Verantwortung für die Erreichung der Nachhaltigkeitsziele, denn die berufliche Praxis ist mitentscheidend dafür, inwieweit die Wirtschaft sozial gerecht und ökologisch verträglich gestaltet wird. Einige spezifische Merkmale der Beruflichen Bildung werden im Folgenden kurz vorgestellt, um den Ansatz der Handlungsorientierung, wie er in der Beruflichen Bildung bereits seit den 1980er Jahren erfolgreich praktiziert wird, besser einordnen zu können.

Berufliche Bildung ist in Deutschland durch drei Grundprinzipien gekennzeichnet:

Duales Prinzip:

Berufliche Bildung vollzieht sich in Form aufeinander abgestimmter (handlungsorientierter) Lehr-/Lernprozesse an zwei Lernorten: dem Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule. An beiden Orten erfolgt das Lernen sowohl theorie- als auch erfahrungsgeleitet. Das Erlernen eines Berufs erfolgt gleichzeitig im Bildungs- und Beschäftigungssystem, wodurch die berufliche Bildung eine unmittelbare Relevanz für eine nachhaltigkeitsorientierte berufliche und gesellschaftliche Praxis erhält.

Berufsprinzip:

Arbeit ist maßgeblich in Rahmen von Berufen organisiert. Die ca. 330 Ausbildungsberufe sind auf Bundesebene einheitlich geregelt und bündeln am Arbeitsmarkt verwertbare Qualifikationen, die sich am wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedarf orientieren. Eine nachhaltigkeitsorientierte Berufsbildung ermöglicht damit eine an Nachhaltigkeit ausgerichtete Gestaltung der Arbeitswelt.

Konsensprinzip:

Mit der Dualität der Lernorte sind unterschiedliche Zuständigkeiten verbunden, wobei Entscheidungen in der Beruflichen Bildung grundsätzlich im Konsens getroffen werden. Regelungen zu Inhalten und Strukturen der betrieblichen Ausbildung treffen auf Bundesebene einvernehmlich die Vertreter der Sozialpartner. Dies erfolgt wiederum in Abstimmung mit den Vertretungen der Bundesländer, die entsprechende Entscheidungen für die berufsschulische Ausbildung treffen. Durch das Konsensprinzip besteht auch bezüglich der handlungsorientierten BNE in der Berufsbildung ein breites gesellschaftliches Einvernehmen.

Für nachhaltige Entwicklung und die Transformation der Gesellschaft insgesamt kommt der Beruflichen Bildung eine Schlüsselrolle zu. Die Arbeitswelt wird als kritischer Ort identifiziert, in dem sich entscheidende Innovationen eines Transformationsprozesses vollziehen. Damit sind neben den Fach- und Führungskräften auch die Auszubildenden mitentscheidende Akteure, die die Transformation gestalten können, wollen und auch müssen. Durch eine handlungsorientierte Didaktik werden die Auszubildenden dazu befähigt, in ihrem Berufsleben nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Das den Berufen immanente Potenzial zur Beförderung einer nachhaltigen Entwicklung muss jeweils aus den spezifischen Aufgaben des Berufs heraus bestimmt und mobilisiert werden. Dadurch wird der Nachhaltigkeitsgedanke auf konkrete berufliche Handlungen respektive Arbeitstätigkeiten angewendet und praxiswirksam.

2. Handlungsorientierung in der Beruflichen Bildung: Potenziale für BNE

a. Was bedeutet Handlungsorientierung in der Beruflichen Bildung?

Ein wesentliches Moment der Handlungsorientierung besteht darin, dass nicht zwischen der Vermittlung von Wissen und dem Erwerb anwendungsbezogener Fähigkeiten unterschieden wird. Vielmehr werden Wissen und Handeln im Lernprozess verschränkt. In der Beruflichen Bildung werden alle Lerninhalte an konkrete Arbeitsaufgaben und damit verknüpfte Handlungen gebunden. Dies gilt sowohl für das Lernen im Betrieb als auch in der Berufsschule. Lernen ist in der Berufsschule nicht mehr in Schulfächern organisiert – diese sind zugunsten von fachübergreifenden Lernfeldern aufgelöst – sondern stets auf die Bewältigung beruflicher Handlungssituationen bezogen. Das berufliche Handeln im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ist daher kein separater Lerninhalt, sondern ist in der beruflichen Bildung immanenter Teil berufsbezogener Arbeitsprozesse. Die Frage, wie wir vom Wissen zum Handeln kommen, wird daher in der Beruflichen Bildung insoweit aufgelöst, als Wissen und Handeln bereits im Lernprozess eine Einheit bilden.

In der Beruflichen Bildung hat sich besonders bewährt, das Lernen an der vollständigen (nachhaltigen) Handlung zu orientieren. Dadurch eignen sich die Auszubildenden nicht nur Fachwissen an, sondern entwickeln berufliche Handlungskompetenz, die das nachhaltige Handeln, Können und Wollen umfasst. Die Auszubildenden erlangen die Kompetenz, Handlungen selbstständig zu planen, auszuführen und zu kontrollieren. Eine vollständige (nachhaltige) Handlung beinhaltet dabei folgende Elemente und Schritte:

Ausgangs- und Bezugspunkt des Lernens ist eine herausfordernde, echte Handlungssituation, die der beruflichen Praxis entlehnt ist. Die Auszubildenden erhalten konkrete Arbeitsaufträge, um die Situation zu bewältigen. Sie gehen dabei in sechs Schritten vor:

Infografik Sechs Schritte des Lernens - Handlungsorientierung in der beruflichen Bildung
  1. Die Auszubildenden informieren sich über den Inhalt eines konkreten Arbeitsauftrags und antizipieren das angestrebte Ergebnis, z. B. im Maurerhandwerk anhand eines Bauplans zum Verputzen einer Wand mit ökologischem Baumaterial.
  2. Im zweiten Schritt planen die Auszubildenden die Ausführung der Aufgabe. Sie überlegen z. B. mithilfe des Plans, welche Werkzeuge und Materialien zu verwenden sind.
  3. Anschließend entscheiden sich die Auszubildenden, wie sie den Handlungsplan tatsächlich umsetzen.
  4. Im vierten Schritt heißt es „Ausführen“. Die Auszubildenden führen die Aufgabe selbstständig durch (und verputzen z. B. eine Wand mit Lehmputz und ökologischen Farben).
  5. Danach kontrollieren die Auszubildenden die Ausführung ihrer Arbeiten und stellen mögliche Mängel fest.
  6. Abschließend werten sie das Ergebnis aus und dokumentieren es. Die Auszubildenden reflektieren ihre Vorgehensweise, sie beurteilen ihr Werk und schätzen die Qualität, einschließlich der Nachhaltigkeit ihrer Ausführungen ein.

Mit der Orientierung an der vollständigen Handlung geht einher, sich vom Fächerprinzip und vom lehrerzentrierten Vorgehen zu lösen. In der Beruflichen Bildung wird das Lernen in der Schule zum einen in fächerübergreifenden Lernfeldern organisiert. Zum anderen übernehmen die Lehrkräfte die Rolle als Moderatoren, die die vollständige Handlung der Auszubildenden begleiten und beratend unterstützen.

Eine weitere Besonderheit der Beruflichen Bildung besteht darin, dass die Auszubildenden während der Zeit des Lernens die Welt mit verändern und aktiv an der Gestaltung des Lebensumfeldes (z. B. dem Bau nachhaltiger Gebäude) beteiligt sind.

Im betrieblichen Teil der Berufsausbildung agieren die Auszubildenden in realen Arbeits- und Geschäftsprozessen mit vielfältigen Bezügen zu den Zielen einer nachhaltigen Entwicklung. Dabei müssen sie häufig mit Zielkonflikten umgehen, die sich aus der Konstellation unterschiedlicher oder widerstreitender betrieblicher Anforderungen, individueller Ansprüche und gesellschaftlicher Zielsetzungen ergeben. Diese Widersprüche nicht zu negieren, sondern unterstützt durch das betriebliche und berufsschulische Bildungspersonal aufzugreifen, zu reflektieren und Handlungsoptionen zu entwickeln, eröffnet tiefgreifende Lerngelegenheiten und fördert eine nachhaltige berufliche Handlungskompetenz.

Eine nachhaltige berufliche Handlungskompetenz schließt an einschlägige Kompetenzmodelle an (z. B. KMK und DQR) und spezifiziert diese im Hinblick auf das Leitziel einer nachhaltigen Entwicklung. Nachhaltige berufliche Handlungskompetenz umfasst die Fähigkeiten zu sachgerecht nachhaltigem Handeln, zu sozial verantwortlichem Handeln und zu sinnstiftendem und selbstverantwortlichem Handeln. Dabei sind diese Kompetenzdimensionen nicht nur auf die Bewältigung vorgegebener Aufgaben, sondern auf ein proaktives Handeln gerichtet, das die Auszubildenden zur (Mit-)Gestaltung einer lebenswerten und zukunftsverträglichen Arbeitswelt und Gesellschaft befähigen soll. Mit den beruflichen Fähigkeiten (Professional Skills) können daher gleichzeitig Fähigkeiten zur Zukunftsgestaltung (Future Skills) vermittelt werden; jeweils bezogen auf konkrete Arbeitsaufgaben.

Ein didaktisches Prinzip einer handlungsorientierten Beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) besteht darin, alle beruflichen Problemlösungen daran zu messen, inwieweit sie verträglich sind mit einer nachhaltigen Entwicklung. In der BBNE wird Nachhaltigkeit zu einem Analyse- und Relevanzkriterium für die Auswahl und das Erlernen beruflicher Handlungsoptionen. Die systematische Verknüpfung von Nachhaltigkeit mit dem konkreten beruflichen Handeln bietet damit die Chance, dass Jugendliche in der Ausbildung nicht nur etwas „über Nachhaltigkeit lernen“, sondern Nachhaltigkeit zur beruflichen Routine und letztlich zu einem Teil der beruflichen Identität der Auszubildenden wird.

Ein zentrales Motiv zum nachhaltigen Handeln ist die Selbstwirksamkeit. Im Rahmen ihrer Berufsausbildung wirken Jugendliche unmittelbar an der Gestaltung ihrer Lebensumwelt mit. Wird das berufliche Handeln an Kriterien einer nachhaltigen Entwicklung ausgerichtet, besteht die große Chance, dass Auszubildende die positiven Wirkungen ihrer Arbeit wahrnehmen und motiviert sind, weiterhin in ihrem Arbeitsfeld und mit ihrer beruflichen Expertise zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen.

b. Potenziale der beruflichen Handlungsorientierung für BNE

Jeder Beruf kann so ausgeübt werden, dass er einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leistet. Eine zentrale Aufgabe Beruflicher Bildung besteht darin, dieses Potenzial zu heben und berufsspezifische Wege zur Beförderung einer nachhaltigen Entwicklung anzuregen. Deswegen wurde die Standardberufsbildposition „Umweltschutz“ um den Aspekt „Nachhaltigkeit“ zum 1. August 2021 erweitert. Standardberufsbildungspositionen beschreiben Querschnittsinhalte, die über die gesamte Ausbildungszeit in allen Berufen und in allen beruflichen Handlungsfeldern zu berücksichtigen sind. Das bedeutet Folgendes: In der Beruflichen Bildung wird nicht versucht, aus der Leitidee einer nachhaltigen Entwicklung deduktiv Lerninhalte abzuleiten, sondern in umgekehrter Weise von den Handlungsanforderungen der beruflichen Praxis ausgehend „nachhaltigere“ Lösungen für praktische Probleme zu generieren. Die Grundgedanken der nachhaltigen Entwicklung, wie zum Beispiel die inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit gelten dabei als „didaktische Analysekategorien“ der Handlungsorientierung. Das bedeutet, dass in der BBNE bei jedem zu vermittelnden Arbeitsprozess obligatorisch Fragen zu stellen sind, wie z. B.: Welche Auswirkungen hat diese Handlungspraxis auf zukünftige Generationen oder auf Menschen in anderen Teilen der Welt? Konkreter: Welche nicht regenerierbaren Ressourcen werden genutzt? Wie ist der Lebenszyklus eines Produkts von der Gewinnung der Ausgangsstoffe bis zur Entsorgung? Welche Lieferketten liegen zugrunde? Und bei problematischen Zusammenhängen: Welche nachhaltigeren Alternativen gibt es zur aktuellen Handlungspraxis. Durch den konkreten Bezug zu Aufgaben und vollständigen Handlungen und das systematische Denken in Handlungsalternativen kann die BBNE auch einen Beitrag zu einer nachhaltigen Veränderung der Arbeits- und Geschäftsprozesse leisten.

Im Rahmen der BBNE geht es mit Bezug auf die Kompetenzdimensionen also darum, dass Auszubildende gleichermaßen zu sachgerecht nachhaltigem Handeln, zu sozial verantwortlichem Handeln und zu sinnstiftendem und selbstverantwortlichem Handeln befähigt werden. Sozial verantwortliches Handeln bedeutet, sich für gute und faire Arbeitsbedingungen einzusetzen (Gesundheits- und Arbeitsschutz, Vereinbarkeit von Familie und Beruf), was nicht zuletzt im Interesse der Unternehmen die dauerhafte Bindung der Arbeitskräfte an das Unternehmen stärkt. Handlungsorientierung mit dem Ziel einer nachhaltige Handlungskompetenz liefert auch Impulse für einen nachhaltigen Lernort („whole institution approach“). In der Beruflichen Bildung bedeutet das, sowohl in den Betrieben und als auch in den Berufsschulen die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass das Lernen an vollständigen nachhaltigen Handlungen ausgerichtet werden kann.

Handlungsorientierung bedeutet auch, das individuelle Handeln in den gesellschaftlichen Implikationszusammenhang einzubetten – das war schon immer Teil des Selbstverständnisses Beruflicher Bildung. Im Kontext der BBNE erhält dieser Aspekt aber eine besondere Relevanz und Ausrichtung: BBNE geht über die fachliche Qualifizierung von Arbeitskräften hinaus: Sie befähigt die Auszubildenden auch zu einer nachhaltigen Mitgestaltung von Arbeit und einer demokratischen Gesellschaft.

c. Zusammenfassung und Angebot zum Diskurs

Folgende sechs Positionen fassen die Argumente des Papiers zusammen.

  1. Wissen und Handeln als Einheit: Um eine nachhaltige Entwicklung zu befördern, ist ein fundiertes Wissen über Nachhaltigkeitszusammenhänge eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung. Nachhaltigkeitswissen führt nicht zwangsläufig auch zu einem nachhaltigen Handeln.
    In der beruflichen Bildung wird Wissen durchgängig in beruflichen Handlungsprozessen vermittelt. Wissensinhalte haben dadurch stets einen konkreten Anwendungsbezug und jedes berufliche Handeln erfolgt auf der Basis von Wissensinhalten. Die Verschränkung von Wissen und Handeln im Rahmen einer handlungsorientierten Didaktik kann daher die Wirksamkeit von BNE-Lernprozessen befördern.
  2. Handlungsfähigkeit stiftet Sinn und Identität: Das Leitziel der beruflichen Handlungskompetenz bezieht sich auf die gesamte Persönlichkeit der Auszubildenden und umfasst die Fähigkeiten zu sachgerechtem (Sachkompetenz), sozial adäquatem (Sozialkompetenz) und an Werten orientiertem Handeln (Selbstkompetenz). Das Zusammenwirken dieser Kompetenzdimensionen bestimmt maßgeblich die berufliche (und damit zu großen Teilen auch gesellschaftliche) Identität der Auszubildenden. Indem die Entwicklung von beruflicher Handlungskompetenz in den verschiedenen Kompetenzdimensionen regelhaft mit Bezug auf Nachhaltigkeitsaspekte erfolgt, kann nachhaltiges Berufshandeln zu einem Bestandteil beruflicher Identität und beruflicher Sinnstiftung werden. Mit der Förderung der Handlungsfähigkeit im Rahmen von BNE-Lernprozessen kann auch die Herausbildung einer an Nachhaltigkeitszielen orientierten Identität der Jugendlichen unterstützt werden.
  3. Handeln in realen Arbeitsprozessen fördert Selbstwirksamkeit: Der unmittelbare Bezug der Lerninhalte zu Handlungen, die im Lebens- und Arbeitsalltag der Lernenden relevant sind, ermöglicht die Erfahrung der eigenen Selbstwirksamkeit. Die Selbstwirksamkeit ist ein starkes Motiv auch für das Handeln mit dem Ziel, einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Ein handlungs- und erfahrungsorientiertes Lernen, das an konkreten Aufgabenstellungen der Lebenswelt und an erreichbaren Zielen ausgerichtet ist, kann daher als besonders geeignet für BNE-Lernprozesse gelten und Jugendliche vor einem Gefühl des Überwältigt-Seins bewahren in Anbetracht der multiplen Krisen.
  4. Fachübergreifendes Lernen als Prinzip: Komplexe berufliche Aufgabenstellungen überschreiten in der Regel die Grenzen von Fachstrukturen. Häufig beinhalten berufliche Situationen gesellschaftliche, technologische, ökonomische und ökologische Implikationen. Daher bilden in der Berufsbildung komplexe berufliche Lernsituationen den didaktischen Kern der Bildungsprozesse und nicht die Logik eines einzelnen Fachs. Auch die Herausforderungen, die mit dem Ziel einer nachhaltigen Entwicklung verbunden sind, erfordern in der Regel ein interdisziplinäres Vorgehen. Ein fächerübergreifendes, handlungsorientierten Lernen, wie es in der Berufsbildung üblich ist, kann daher für BNE richtungsweisend sein.
  5. Nachhaltigkeit nicht „on-top“ sondern integrativ: Im Rahmen einer handlungsorientierten beruflichen Didaktik wird „nachhaltige Entwicklung“ nicht als separates „Thema“ angesehen, sondern als Kategorie, an der Inhalte der Berufsausbildung durchgängig zu überprüfen sind. Dementsprechend ist die Standardberufsbildposition „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ als verbindlicher Inhalt der Ausbildung in allen Berufen curricular verankert. Die sozialen, ökologischen und ökonomischen Bedingungen und Folgen von Berufsarbeit sind ein wesentlicher Aspekt der didaktischen Analyse von berufsbildenden Inhalten. Die systematische und durchgängige Überprüfung aller Bildungsinhalte an Nachhaltigkeitskriterien in handlungsorientierten BNE-Lernprozessen kann Probleme einer nicht-nachhaltigen Entwicklung aufdecken und das Erkennen von „nachhaltigeren“ Alternativen zur gegenwärtigen Praxis fördern.
  6. Vollständiger Handlungszyklus international anschlussfähig: Die Ausbildungsordnungen der beruflichen Bildung geben für jeden Beruf das Ausbildungsziel vor, zum selbstständigen Planen, Durchführen und Kontrollieren von Arbeitsaufgaben zu befähigen. Dieses „Modell der vollständigen Handlung“ bildet die Basis der handlungsorientierten Didaktik in der Berufsbildung. Im „OECD Learning Compass 2030“ wird mit dem „Antizipations-, Aktions- und Reflexionszyklus (AAR-Zyklus)“ eine ähnliche Schrittfolge zur Erlangung der „Future Skills“ benannt. Eine nachhaltigkeitsorientierte Fokussierung des didaktischen Modells der vollständigen Handlung kann daher als ein international anschlussfähiges Konzept für BNE-Lernprozesse angesehen werden.

Wir freuen uns auf einen bildungsbereichsübergreifenden Diskurs über die Gestaltung von handlungsorientierten Lehr-/Lernprozessen in der BNE.

Positionspapier „Handlungsorientierung in der Beruflichen Bildung – Potenziale für BNE“

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