Förderschulen schlauer machen!

Förderschulen schlauer machen!

Ein Förderfonds für neue Ideen

Knapp 10 Prozent der allgemeinbildenden Schulen in Deutschland sind Förderschulen. Die Kinder und Jugendlichen an diesen Schulen haben einen sonderpädagogischen Förderbedarf. Ihnen wird an der Förderschule die Möglichkeit gegeben, entsprechend ihren unterschiedlichen Einschränkungen zu lernen.

Oft brauchen und wünschen sich diese Kinder, ihre Eltern und Lehrkräfte für ihren Unterricht aber mehr als das, was die Schule bieten kann: Spielgeräte, therapeutische Zusatzangebote, Berufsorientierung, Medienbildung oder Angebote im Bereich kulturelle Bildung.

Der Fonds „Förderschulen“ hat es seit 2018 an sieben Schulen in fünf verschiedenen Bundesländern möglich gemacht, einige dieser Wünsche zu erfüllen. Über 300 Kinder und Jugendliche konnten mit zusätzlichen Angeboten und Möglichkeiten gestärkt werden. Nachfolgend stellen wir Ihnen die Projekte im Einzelnen vor.

Auf dem Weg ins Leben

Eine besondere Schüler*innen-Firma an der Johannes-Landenberger-Schule in Weimar


Das Projekt

Arbeit in der Schülerfirma

Holzpaletten werden zu Möbeln (c) Schaffarzyk

Den Kindern und Jugendlichen soll frühzeitig und gleichberechtigt soziale Teilhabe ermöglicht und eine Perspektive für das Berufsleben aufgezeigt werden. Schüler*innen sollen sich deshalb auch außerhalb des Schulalltags in Angeboten ausprobieren können, zum Beispiel in einem kooperierenden Jugendclub und in Workshops der Schüler*innenfirma, die sich im letzten Jahr bereits im Schulalltag etablieren konnte. Über den Club soll zum Beispiel der Kontakt zu potentiellen Arbeitgeber*innen aufgebaut und gepflegt werden.

Die Schule

Alle 120 Schüler*innen des Förderzentrums in Weimar haben einen erhöhten sonderpädagogischen Bedarf. Die Schule möchte individuelle Bedürfnisse und Besonderheiten ihrer Schüler*innen achten, Chancen nutzen, Courage zeigen und durch Zusammengehörigkeitsgefühl zuversichtlich in die Zukunft schauen.

Website der Johannes-Landenberger-Schule

Ein Blick in die Zukunft

Die Schülerfirma ist inzwischen fest im Unterrichtsalltag verankert. Während die erste Schülergeneration die Schule erfolgreich in Richtung Arbeitsmarkt verlassen hat, werden neue, spannende Projekte entwickelt. Es wurde zum Beispiel eine Bau-Gruppe nur für Mädchen gegründet. Hier können die Schülerinnen sich abseits von Vorurteilen in Rollen erproben, die ihnen mancher nicht zugetraut hätte.

Eine ausführliche, bebilderte Projektbeschreibung ist hier zu lesen.

Tore für den Bolzplatz

Spielplatzerneuerung an der Rosa-Luxemburg-Schule für Lernbehinderte, Gardelegen


Das Projekt

Ein Bolzplatz für die Schule

Mit Tor macht es noch mehr Spaß! (C) Schule Gardelegen

Fußballverrückte Jungs an der Förderschule und jede Menge Spaß an Bewegung. Das führte an der Schule zu Ärger mit den Nachbarn und zeitweiligen Ballverbot auf dem Schulgelände.

Die Entscheidung, aus den Mitteln des Förderfonds zwei Fußballtore anzuschaffen, war hier goldrichtig. Mit den Toren und damit einem echten Spielfeld dürfen die Kinder an der Gardelegener Schule endlich nach Herzenslust bolzen. Und dies nicht nur im Sportunterricht, sondern auch in jeder der drei Hofpausen.

Die Fördervereinsvorsitzende schrieb an die Stiftung Bildung: „Und was sagen die Spieler zu den Toren? ‚Die sind geil‘, ‚Die sind gut.‘ ,Die sind besser als jede Torwand.‘ ‚Seit die Tore da sind, geht es uns besser‘. Die Schüler sagen ‚Danke‘ und wir natürlich auch!“

Die Schule

An der Förderschule lernen Schülerinnen und Schüler vom sechsten bis zum sechzehnten Lebensjahr. Neben generalisierten Lernstörungen wächst der Anteil an Mädchen und Jungen mit einem erhöhten sonderpädagogischen Förderbedarf im sozialen und emotionalen Bereich.

Seit 1993 gibt es an der Schule einen Förderverein. Hauptanliegen: Unterstützung und Hilfe zur Schaffung eines schulischen Rahmens, in dem sich Kinder und Jugendliche entwickeln und sich vor allem wohlfühlen können.

Mehr zur Gardelegener Förderschule

Von Datenschutz bis Computerspiel

Medienbildungs-Workshops an der Charlotte Salomon Grundschule in Berlin


Das Projekt

Umgang mit dem Tablet

Mit dem Tablet umgehen will gelernt sein (C) Lindner

Der richtige Umgang mit Smartphone, Computer & Co geht alle an. Deshalb hatte sich die Schule ein Format zur Medienbildung gewünscht, das alle mitnimmt. In Workshops lernten die Kinder aus drei Klassen spielerisch und mit vereinten Kräften das Einmaleins der guten Mediennutzung. Dabei war es gleich, ob mit oder ohne „Inklusionsstatus“ und mit Hilfe von Einzelfallhelfer*innen.

Anschließend gestalteten sie einen Medienaktionstag mit Comics über Cybermobbing, Kurzfilmen über Datenschutz und eine Präsentation über die eigene Mediennutzung und insgesamt 11 Spielstationen für die ganze Schule! Begleitend fanden Elternabende und Beratungen für die Lehrkräfte statt.

Das Projekt hat großen und kleinen Menschen Selbstbewusstsein und Know how im Umgang mit Medien gegeben. Ein gutes Gepäck für die Zukunft!

Die Schule

Gemeinsam lernen, egal ob mit oder ohne besonderen Förderbedarf oder Handicaps! An der Charlotte Salomon Grundschule finden alle: Verschiedensein ist eine Bereicherung.

Seit 2016 gehört die Grundschule zu den inklusiven Berliner Schwerpunktschulen, inzwischen lernen hier etwa 64 Schüler*innen mit unterschiedlichstem sonderpädagogischen Förderbedarf.

Website der Charlotte-Salomon-Schule

Ein Blick in die Zukunft

Das Projekt hat für Orientierung in einem für die Schule neuen Feld gesorgt, findet die Projektleitung. Ein erster Schritt in Richtung einer integrierten Medienbildung ist getan. Die Lehrkräfte können weitere derartige Workshops moderieren lernen und dabei neue Impulse erhalten, wie sie selbst künftig Akteure der Medienbildung in der Schule sein können.

Den Traumberuf finden

Berufsfelderkundung in der Förderschule Nordeifel, Simmerrath


Das Projekt

Figuren aus dem Berufsbildungsworkshop

Die von den Schüler*innen gestalteten Pappfiguren ihrer Traumberufen (C) Förderschule Nordeifel

Wie andere Jugendliche auch fragen sich die Simmerather Förderschüler*innen: Was kann ich, was will ich im Leben machen und erreichen? Schüler*innen der 8. und 9. Klassen dürfen im Programm „BO-Camp“ im örtlichen Nell-Breining-Haus persönliche und berufliche Zukunftsperspektiven entwickeln.

Die Schüler*innen lernen hier außerhalb der Schule in einem geschützten Rahmen und im eigenen Lerntempo, sich selbst und andere besser einzuschätzen. Sie lernen darüber hinaus, was es heißt, ein gutes Team zu sein. Und sie nehmen ihren eigenen „Traumberuf“ näher unter die Lupe.

Am Ende zeigen lebensgroße „Traumberuf“-Pappfiguren, gestaltet von den Jugendlichen und aufgestellt in ihrer Schule, dass es nun darum geht, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Die Schule

Die kleinste Förderschule in Nordrhein-Westfalen hat sich in den letzten Jahren als solche immer wieder behauptet. Sie ist ein Lernort, der Kindern und Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen auch besondere Unterstützung bietet.

Auf das Leben vorbereiten, dazu gehören auch die „Berufsfelderkundungen“. Sie sind als Teil  des Berufsorientierungskonzepts der Förderschule seit vielen Jahren fest integriert.

Website der Förderschule Nordeifel

Ein Blick in die Zukunft

Das Konzept hat sich als nachhaltig erfolgreich erwiesen. Jedes Jahr erfolgen individuelle Anpassungen des Berufsfeld-Erkundungsprogramms an die aktuellen Bedürfnisse der Schüler*innen. Das Format „Camp“ vermittelt den Teilnehmer*innen zusätzliche Erfahrungen. Die Brücke zur Schule wird durch die Forsetzung des Unterrichts und die Ausstellung der von den Schüler*innen gestalteten Figuren ihres Traumberufs geschlagen.

Vertrauen gewinnen – Fähigkeiten erproben

Reittherapie an der Schule Rodenbeck in Minden


Das Projekt

Therapeutisches Reiten fördert geistige, soziale und körperliche Entwicklung. Auch bei Lern- oder Kommunikationsschwierigkeiten kann das Reiten helfen.

Pferderasse Tinker

Tinker: geduldiger Freund für die Reittherapie (c) Lil Shepherg/flickr

Die Kinder der Schule Rodenbeck freuen sich jeden Mittwoch auf die Zeit ihre Zeit im Reittherapiezentrum – und auf James, das Therapiepferd. Während es im Unterricht nur schwer gelingt, den Anforderungen gerecht zu werden, können sie im Umgang mit dem Pferd zeigen, welche tollen Fähigkeiten sie besitzen. Und zurück in der Schulstunde machen sich die positiven Erfahrungen bemerkbar. Denn entspannter und zufriedener lernt es sich besser.

Die Fördermittel haben es  einem guten Dutzend Kindern für ein Jahr lang ermöglicht, von der Reittherapie zu profitieren.

Die Schule

An der Förderschule lernen Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren mit einer Störung in der emotionalen und sozialen Entwicklung.

Allen Schüler*innen fällt es schwer, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen und Bindungen einzugehen. Die meisten von ihnen haben schon früh traumatische Erfahrungen gemacht.

Die Schule möchte ihren Schüler*innen durch gezielte therapeutische Zusatzangebote positive Erfahrungen von Sicherheit und Vertrauen ermöglichen.

Website der Schule Rodenbeck

Eine ausführliche, bebilderte Projektbeschreibung ist hier zu lesen.

„Für immer Fair!“

Tanzprojekt an der Grundschule Am Forstersberg, Röthenbach (Bayern)


Das Projekt

Ein Tanzprojekt zur Fairness

Fairness siegt (C) Karin Stöhr

Mit Tanz die Grenzen überwinden – das stand im Mittelpunkt des Projekts, das das renommierte Ensemble „TanzPartner“ mit 40 Kindern der 3. und 4. Klassen realisierte.

Was ist Gerechtigkeit, Fairness, Toleranz – und wie wollen wir gemeinsam leben? Kinder mit und ohne besonderen Förderbedarf und mit vielen verschiedenen kulturellen Hintergründen entwickelten dazu ihre Antworten.

Soziale Unterschiede, Stärken und Schwächen, die einzelnen Kindern zu Beginn „im Weg standen“ spielten ab einer gewissen Zeit im Tanzprojekt keine Rolle mehr. Die Erfahrung, einmal selbst als Tänzer*in auf einer großen Bühne zu stehen, hat die Kinder über sich hinauswachsen lassen.

Am Ende brachten sie das Stück „FAIR!“ vor ca 350 begeisterten Zuschauern auf die Bühne.

Die Schule

„Gut – Besser – Gemeinsam“ ist das Motto der Grundschule. Das Mit- und Voneinander lernen von großen und kleinen, von schwachen und starken Schülern ist ein Ziel und eine Herausforderung.

Um alle Kinder begabungsgerecht noch besser fördern zu können, gibt es an der Schule Kooperationsklassen, in denen Lehrkräfte des Sonderpädagogischen Förderzentrums „Lauf gemeinsam“ unterstützen.

Website der Grundschule am Forstersberg

Strampel Dich schlau!

Fahrradergometer an der Gesamtschule Waldbröl (Nordrhein-Westfalen)


Das Projekt

Ergometer im Klassenzimmer

Ungewohnt, aber hilfreich: das Ergometer im Klassenzimmer (C) Gesamtschule Waldbröl

Strampeln macht schlau! In Anlehnung an das Konzept des „Bewegten Lernens“ etablierte die Schule in ihren Inklusionsklassen Fahrradergometer mit integriertem, höhenverstellbaren Schreibtisch.

Die kontrollierte Bewegung wird dem oft erhöhten Bewegungsdrang der Schüler*innen mit besonderem Förderbedarf gerecht, hilft ihnen beim Stressabbau und dem neuen Verschalten von Synapsen. Gleichzeitig wird für die ganze Klasse eine ruhigere und konzentriertere Atmosphäre geschaffen.

Aus den Fördermitteln wurden zwei erste Fahrradergometer mit höhenverstellbaren Schreibtischen angeschafft.

Die Schule

An der Gesamtschule Waldbröl haben von über 900 Schüler*innen über 40 Kinder und Jugendliche einen festgestellten sonderpädagogischen Unterstützungsbedarf.

Die Schule versteht sich als inklusive Schule mit dem Ziel, alle ihrer Schüler*innen bestmöglich zu fördern und zu fordern. Um eine optimale Förderung zu ermöglichen, gibt es zur Zeit noch in jedem Jahrgang eine „Inklusionsklasse“.

Lesen Sie mehr zum Konzept der „Bewegten Klassen“ an der Gesamtschule Waldbröl

Bericht in der Kölnischen Rundschau

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